Auf den Spuren der Römer
Römische Villa und Badeanlage
Der Dichter Ausonius beschreibt in seinem Gedicht „Mosella“ im Jahr 371 die Schönheit der Moselregion mit ihren prachtvollen Villen. „Die eine [Villa] steht hoch auf natürlichem Felsgrund, die andere ist auf einer in die Flut vorspringenden Landzunge gegründet, wieder eine andere steht weiter zurück, fängt den Fluss in einer Bucht ein und erklärt ihn zu ihrem Besitz.“ (Quelle: Ausonius Mosella, Hrsg. Otto Schönberger, 2000, S. 25) Vielleicht hatte Ausonius beim Schreiben dieser Zeilen über insgesamt drei Villen auch die beiden "Pölicher" Villen im Sinn.
Zwischen dem 2. und 4. Jahrhundert n. Chr. gab es in Pölich mindestens zwei römische Villen. Eine davon war eine größere römische Villa mit einer reich ausgestatteten Badeanlage u.a. mit Heiß-, Warm- und Kaltbad sowie einer Wandelhalle. Das Rheinische Landesmuseum untersuchte die gut erhaltenen Reste dieses Bades zwischen 1887 und 1930 südlich der Pfarrkirche Pölich. Die Forscher gehen davon aus, dass die prachtvolle Badeanlage zu einer größeren römischen Villa vom Typ der „villa urbana“ ähnlich Longuich gehörte. Die Funde wurden glücklicherweise mit Fotografien, Aufzeichnungen und Plänen umfassend dokumentiert, bevor die antiken Baureste in den 1930er Jahren einem Unwetter zum Opfer fielen. So existiert heute noch eine gute Vorstellung von diesem besonderen römischen Anwesen in Pölich.
Im Rahmen des transnationalen LEADER-Projektes Rheinland-Pfalz-Luxemburg „Antike Realität – mobil erleben“ (ARmob) haben Wissenschaftler der Universität Trier im Jahr 2020 – 133 Jahre nach der ersten Freilegung - die römische Villa mit Badeanlage in Pölich wieder (digital) sichtbar gemacht (Augmented Archaeology ARGO). Eine ausführliche Dokumentation des prachtvollen Badetraktes, der eine Fläche von mehr als 16 x 14 Meter mit mindestens acht Räumen umfasste, findet sich auf den Informationstafeln auf dem Gelände der Römischen Wasserleitung.
(Quelle: Gilles, Karl-Josef: Die römische Villa und Wasserleitung von Pölich. In: Jahrbuch 1990 Kreis Trier-Saarburg, S. 113)
Bei den Grabungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts wurden u.a. ein kleines marmornes Sitzbild der Göttin Fortuna (Original im Landesmuseum Trier ausgestellt) und ein Waschbecken aus Kalkstein gefunden (Nachbildung im Pavillon der römischen Wasserleitung Pölich).
Die zweite Villa ist derzeit nur durch Funde von runden Hypokaustpfeilern sowie Sandstein- und Ziegelresten anzunehmen. Sie wurden 1948 im Bereich „Kamper Kehr“ zwischen Pölich und Mehring, ca. 600 m südlich der Pfarrkirche Pölich, ausgegraben.
(Quelle: Dr. Karl-Josef Gilles: Die römische Villa und Wasserleitung von Pölich, Jahrbuch 1990 Kreis Trier-Saarburg)
Römische Wasserleitung
Zur Versorgung der Badeanlage mit Villa und ggf. einer weiteren Villa wurde im heutigen Pölicher Distrikt „Auf Baucherland“ und „Im Weinberg“ im beginnenden 3. Jahrhundert n. Chr. ein Versorgungsstollen angelegt, der eine höher gelegene Quelle abfasst und das Wasser ins Tal führt. Die römische Tunnelwasserleitung wurde im Gegenort- oder auch Qanatverfahren errichtet. In der Stadt Trier mit ihrer großen Einwohnerzahl und den öffentlichen Badeanlagen (Thermen) stellte eine Vielzahl von Qanaten die Wasserversorgung sicher. Im ländlichen Raum wurden hingegen nur repräsentative Landvillen von diesen Wasserleitungen versorgt. Das ist bemerkenswert, denn diese Bautechnik des Qanat- oder Lichtlochverfahrens, die an der Wende zum 2. Jahrtausend v. Chr. im Orient entwickelt wurde, ist sehr aufwändig.
In den Jahren 1987/88 und 1999 konnten Teile dieser römischen Wasserleitung in Pölich untersucht werden. Der Teil der Wasserleitung, der bisher dokumentiert und als Qanat ausgebildet ist, hat eine mutmaßliche Gesamtlänge von ca. 430 m mit bislang zwölf bekannten Schächten und einem derzeit messbaren Gesamtgefälle von 3,07 %. Der Tunnel ist durch einen modernen Wirtschaftsweg in zwei Teile getrennt, so dass derzeit unter Tage eine Gangstrecke von 28 m im südöstlichen Abschnitt und 72 m im nordwestlichen Abschnitt unter Tage befahrbar sind. Es wird vermutet, dass sich die Wasserleitung nach Südwesten als Gefälleleitung durch das heutige Baugebiet „Auf Kantel“ zu einer weiteren römischen Siedlungsstelle im Bereich „Kamper Kehr“ (Straßenkurve in Richtung Mehring) fortsetzt, was aber bisher noch nicht nachgewiesen wurde.
(Quelle: Kremer, Bruno: Antike Wassergewinnung an der Mosel. Der römische Qanat von Pölich. In: Trierer Zeitschrift 64, 2001)
Römischer Meilenstein
Am Moselufer gegenüber von Pölich wurde ein Teilstück der ehemals hier verlaufenden Römerstraße von Trier über Neumagen zum Rhein hin rekonstruiert. Beim Bau der Moselbahn 1902 wurde ein 212 nach Christus errichteter Leugenstein aus der Zeit von Kaiser Caracalla gefunden. Der Stein gibt die Entfernung nach Trier mit 8 Leugen (= 17,748 km) an. An der Stelle des Fundortes steht heute eine Kopie dieses Leugensteins.
Es wurden zudem sechs weitere Steine gefunden, von denen aufgrund der erhaltenen Inschrift einer in die Zeit Kaiser Constantins I. in das Jahr 306/307 zu datieren war.
(Quelle: Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier)